Im Wandel der Zeit kommt die eine Frage immer wieder auf: „Sind monogame Beziehungen normal und noch zeitgemäß?“ Wie bei so vielem gibt es auch hier nicht eine einzig wahre Antwort. Vielmehr ist die Antwort sehr individuell und von Mensch zu Mensch verschieden.
Dennoch wollen wir die Monogamie aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Was genau bedeutet Monogamie eigentlich? Seit wann ist die Monogamie in unserer Gesellschaft als „normal“ angesehen? Und wie kann sich das in Zukunft verändern?
Polygamie, Polyamorie & Polygynie
Im Zusammenhang mit dem Thema monogame Beziehung gibt es einige Begriffe, die wir kurz definieren möchten, da sie bislang leider nicht immer korrekt oder im richtigen Zusammenhang verwendet wurden.
Polygamie
Der Begriff Polygamie beschrieb ursprünglich eine Vielehe, also das Leben mit mehr als einem Ehepartner. Heutzutage wird Polygamie (die in vielen westlichen Kulturen gesetzlich verboten ist) als Beschreibung für eine Lebensform verwendet, bei der zu mehreren Personen unterschiedliche, auch körperliche, Bindungen eingegangen werden. Hier spielen die Geschlechter keine übergeordnete Rolle.
Polyamorie
Dieser Beziehungsstil wird gelebt, indem man zu mehreren Menschen eine Liebesbeziehung pflegt. Die einzelnen Partner wissen voneinander, Eifersucht spielt quasi keine Rolle und alle sind mit diesem Lebensstil einverstanden und glücklich.
Polygynie
In einigen afrikanischen Staaten, in China oder auch im islamischen Raum ist es Männern möglich, mehr als eine Ehefrau zu haben. So dürfen muslimische Männer laut Koran bis zu vier Ehefrauen besitzen. Diese Form der Polygamie kommt am häufigsten vor.
In Deutschland ist die Vielehe laut § 1306 BGB strafbar und wird mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren geahndet. Sie stellt zwar global gesehen die Minderheit dar, dennoch gibt es Länder, Religionen und Kulturen, welche die Polygamie tolerieren und erlauben.
Vor mehreren tausend Jahren hingegen war die Vielehe die Beziehungsform, die am weitesten verbreitet war. Für Frauen war es absolut unerlässlich, sich abzusichern. Dies war am einfachsten durch eine Ehe zu einem gut situierten Mann möglich, bis etwa 1500 nach Christus ein Wandel begann und vor allem durch die christliche Kirche die Monogamie als „normale“ Lebensform dargestellt wurde.
Die Bibel verurteilt eine Vielehe zwar nicht ausdrücklich, trotzdem wurde vor allem von der katholischen Kirche die Ansicht in der Gesellschaft verankert, dass die Vielehe eine Sünde sei. Die Ansicht, dass die einzige von Gott gewünschte Beziehungsform die monogame Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist, wird nach wie vor vehement vertreten.
Polygamie, um das Überleben zu sichern?
In längst vergangenen Zeiten ging es für die Menschheit darum, den Fortbestand der Art zu sichern. Aus evolutionärer Sicht diente die Polygamie diesem Zweck auf mehrere Weisen. Konnte eine Frau einem Mann keinen männlichen Nachfahren schenken, also keinen Stammhalter gebären, so gefährdete dies das Überleben der Sippe. Männer nahmen sich nun häufig weitere Frauen, um männliche Nachkommen zu zeugen.
Für die Frauen wiederum waren Sicherheit und Nahrung absolut notwendig um zu überleben. Zu damaligen Zeiten brauchten die Frauen die Männer jedoch noch, um ihr Überleben zu sichern. Ein Mann, der sich mehrere Frauen nehmen konnte, galt im Allgemeinen als wohlhabend, potent und gesund. Er bot somit die besten Voraussetzungen, um Nachkommen großzuziehen.
Für beide Geschlechter quasi eine Win-Win-Situation. Doch im Zuge der Weiterentwicklung der Menschheit, dem Machtgewinn der Kirche und spätestens mit Beginn der Neuzeit war dieses Familienmodell gesellschaftlich nicht mehr anerkannt und die Monogamie etablierte sich.
Im Tierreich kann man noch immer die Vorteile der Polygamie auf die Erhaltung der Art und die Zeugung gesunder und starker Nachkommen studieren. Es gibt nur äußert wenige Tierarten, die ihr Leben lang denselben Partner haben oder sich dauerhaft an einen Partner binden.
Polygamie weltweit - wo ist sie verboten und wo erlaubt
Wie bereits erwähnt, ist die Polygamie in so gut wie allen Ländern, welche seit geraumer Zeit durch den christlichen Glauben geprägt sind, verboten. Auch für die Anhänger des Hinduismus wurde 1955 per Gesetz die Vielehe verboten. Im Buddhismus gibt es keine genaue Regelung, die Vielehe wird allerdings nur selten praktiziert. Auch im Judentum ist die Vielehe nicht erlaubt.
In Westafrika und einigen arabischen Staaten wird die Polygamie unter Moslems noch häufiger gelebt. Der Koran erlaubt einem Mann bis zu vier Frauen, wenn er jeder einen eigenen Haushalt, ausreichend finanzielle Mittel und eine entsprechende Mitgift zur Verfügung stellen kann.
In verschiedenen Regionen der Welt ist Polygamie zwar verboten, wird aber kaum gelebt und deshalb auch nicht strafrechtlich verfolgt. Die Monogamie stellt die häufigste Beziehungsform weltweit dar.
Die Monogamie setzt sich durch
Heutzutage versteht man unter Monogamie die romantische Beziehung zwischen zwei Personen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob diese Beziehung heterosexuell, lesbisch oder schwul ist. Vielmehr geht es darum, einen Partner zu wählen, mit dem man sein Leben verbringen möchte.
Häufig ist dieser Wunsch direkt mit der Gründung einer Familie verbunden. Den richtigen Partner fürs Leben zu finden, gehört für viele zum Sinn des Lebens dazu. Das schließt auch ein, diesem einen Mensch treu zu sein und keine weiteren Beziehungen zu anderen Menschen zu führen.
Eine monogame Beziehung setzt voraus, dass man eine geschlossene Beziehung zu einem einzigen Partner führt. Diesem ist man sowohl körperlich als auch seelisch treu. Eine dritte Person ist also absolut ausgeschlossen. In der Theorie klingt das alles ganz wunderbar, doch in der Praxis haben viele Menschen damit zu kämpfen.
Warum scheitert die Monogamie?
Hier gibt es zwei grundlegende Ansätze: Zum einen gibt es die Annahme, dass Untreue darauf zurückzuführen ist, dass man nicht den richtigen Partner hat. Zum anderen gibt es immer mehr Menschen, die der Meinung sind, dass die Monogamie nicht natürlich und deshalb zum Scheitern verurteilt ist.
In unserer modernen Gesellschaft gilt die serielle Monogamie als Idealbild. Dies bedeutet, dass man zwar mehrere Partnerschaften im Laufe seines Lebens hat, in diesen aber immer monogam lebt. Durch die wachsende Toleranz alternativen Lebenskonzepten gegenüber ist die Tendenz einer Veränderung erkennbar.
So gibt es immer mehr Menschen, die mit ihrem polygamen Lebensstil an die Öffentlichkeit gehen und ähnlich wie schwule und lesbische Paare für Akzeptanz und Toleranz kämpfen. Offene Beziehungen, in denen Sex mit anderen erlaubt und quasi auch erwünscht ist, findet vor allem bei jüngeren Menschen immer mehr Zuspruch.
Müssen wir heute noch monogam leben?
Prinzipiell ist die Monogamie nicht gescheitert. Für die meisten Menschen ist sie der Standard und wird es immer bleiben. Dennoch haben sich Gesellschaft und Normen so weit geändert, dass auch andere Beziehungsmodelle akzeptiert und gelebt werden können. In diesem Sinne: Probiere dich aus und tu wonach dir ist!
Quellen: wikipedia.org, dw.com, elitepartner.de, netmoms.de